Empowerment, Gleichberechtigung, Female Founders: Das Startup-Ökosystem versucht seit Jahren, das Potenzial von Frauen zu fördern. Der durchschlagende Erfolg bleibt aber bislang aus, wie der Female Founders Monitor 2021 zeigt. Die Studie kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Zahl der Gründer:innen ist in Deutschland stagniert. Und immer noch sind von 100 Start-up-Gründenden nur 11 weiblich. Es muss sich endlich etwas ändern!
Männer wie Steve Jobs oder Elon Musk prägen immer noch das Bild des typischen Gründers. Start-ups mit Frauen an der Spitze, die sich öffentlich für ihren wirtschaftlichen Erfolg feiern lassen? Eher Fehlanzeige. Um das zu ändern, starten Accelatoren-Programme und Start-up-Zentren seit Jahren Initiativen und Programme für mehr Gleichberechtigung und Empowerment. Der durchschlagende Effekt auf die Wirklichkeit bleibt aber aus. Warum? Und was würde sich eigentlich ändern, wenn das Startup-Ökosystem weiblicher wäre?
Frauen schaffen mehr Diversität und Arbeitsplätze als Männer
Nach dem Female Founders Monitor (FFM) – einer Studie der Startup-Plattform Startbase.de mit Beteiligung von 4.979 Start-ups und 7.793 Gründenden in Deutschland – gründeten Frauen 2021 immer noch deutlich seltener ein eigenes Unternehmen als Männer: „Von 100 Gründungen waren 2021 nur 18 weiblich. Unter den Start-up Gründungen sind es sogar nur 11“, heißt es in dem Bericht.
Dass sich das ändern muss, ist klar. Nicht zuletzt, weil Frauen anders gründen als Männer – und zwar erfolgreich und zukunftsorientiert. Diversität steht bei ihnen stärker im Vordergrund. „Jede zweite Frau gründet in einem geschlechterübergreifenden Team, unter den Männern ist es jeder fünfzehnte. Auch bezogen auf das Alter der Mitgründenden und die Teamgröße sind Frauen häufiger in diverseren Teams zu finden“, unterstreicht der Bericht. Auch reine Frauenteams sind sehr erfolgreich: Sie schaffen im Durchschnitt 23 neue Arbeitsplätze während es in Männerteams nur 17 sind.
Wertvolles Potenzial für eine soziale und ökologische Zukunft
Bereits 2020 warnte der FFM davor, das große Potenzial weiblicher Gründer:innen zu verschenken. Denn Gründerinnen erreichen nicht nur mehr Diversität und Arbeitsplätze. Sie schaffen oft über den eigenen wirtschaftlichen Erfolg hinaus auch einen gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert. So treiben Frauen gerade Zukunftsbranchen wie die Green Economy als auch das Feld Social Entrepreneurship seit Jahren voran.
Bleibt die Frage: Warum ist das Gründen bei Frauen immer noch so unbeliebt?
Darauf gibt der FFM 2021 klare Antworten: Gesellschaft, Medien und Kultur wirken kräftig mit, dass Frauen im Startup-Ökosystem immer noch unterrepräsentiert sind. So berichten Medien deutlich seltener von erfolgreichen mittelgroßen Start-up-Frauenteams als von Männer-Teams. Dass Frauen als Start-up-Gründerinnen und Unternehmerinnen erfolgreich werden können, ist also viel zu wenig in der öffentlichen Wahrnehmung verankert.
Frauen müssen Risiken eingehen und scheitern dürfen
Hinzu kommt ein schon länger bekanntes Problem: Die unterschwellige Benachteiligung bei der Vergabe von Kapital. Studien zeigen, dass männliche Entscheidungsträger, Männer bei der Kapitalvergabe bevorzugen. Doch offenbar gibt es Licht am Ende des Tunnels. So heißt es in der Studie: „Das Geld der Start-up-Szene liegt in den Händen der Männer. Doch schaut man genauer hin, sind mittlerweile viele Frauen in entscheidenden Rollen bei Risikokapitalgebern zu finden.“ 12 mächtige Investorinnen stellt der FFM in Kurzporträts vor.
Zuletzt sind da noch die Bilder in den Köpfen von uns allen. Ein echter Wandel kann nur gelingen, wenn wir vom Bild des männlichen Gründers endlich Abschied nehmen und den Blick öffnen. Frauen muss zudem Mut gemacht werden, ihre Ideen umzusetzen und damit wirtschaftlichen Erfolg anzustreben. Doch auch hier besteht offensichtlich noch Nachholbedarf: „Auch die Normen unserer Gesellschaft tragen nicht dazu bei, Frauen zu befähigen, ein Start-up zu gründen. Sie bringt Frauen nicht bei, Risiken einzugehen und sich auszuprobieren, auch im Bewusstsein, scheitern zu dürfen.“
Weiblich, risikofreudig und gut vernetzt: Die Zukunft ist weiblich
Nur ein Bewusstseinswandel könnte also das Bild der typischen Gründer:in nachhaltig verändern: Sie wäre weiblich, bereit, Risiken einzugehen und hätte keine Angst vor dem Scheitern. Das alles wäre ihr möglich, weil sie keinen Nachteil durch Schwangerschaft(en) hat und mit weiblichen Investor:innen zusammenarbeitet, die sie bereitwillig unterstützen. Ihr Erfolg ist beeindruckend: Diverse Teams, Zukunftsfähigkeit, ökologischer und gesellschaftlicher Mehrwert und ein schneller Zuwachs an Arbeitsplätzen prägen ihr Unternehmen.
Und mit diesem Vorbild fangen dann schon Mädchen an zu träumen, wie sie aus ihren klugen Ideen später erfolgreiche Unternehmen machen können.