Mehr Innovation durch eine internationale Startup-Szene? Migrant Founders als neue High Potentials des deutschen Gründerkosmos? Die Potenziale in Frankfurt sind riesig, die Hürden aber auch, erklärt Kompass-Geschäftsführerin Ellen Bommersheim im RKW-Podcast „Internationale Startups und Gründungen in Deutschland unterstützen“. Das internationale Team von Kompass fördert seit vielen Jahren Gründer:innen aus anderen Ländern: mit zielgerichteten Programmen, Coachings in vielen Sprachen und einem klaren „Welcome!“
Frankfurt ist berühmt für seine Internationalität: Hier leben Menschen aus 178 Nationen, über die Hälfte der Frankfurter:innen haben einen familiären Migrationshintergrund. Im Startup-Ökosystem sieht es nicht anders aus: Internationale Startups machen bereits über die Hälfte aller Neugründungen aus, Migrant Founders sind zentrale Akteure der Startup-Szene. Und doch schlummert in Deutschland noch viel unentdecktes Potenzial. Hürden scheinen manchmal unüberwindbar. Und nicht selten bleibt das Innovationspotenzial einfach ungenutzt.
Internationale Gründer:innen: Ein klares „Welcome!“
Um das zu ändern, muss sich Skepsis gegenüber Einwander:innen in Offenheit für Menschen mit spannenden, internationalen Backgrounds verwandeln, betont Bommersheim in der RKW-Podcastreihe „Gründungsupdate“. Gründende aus dem Ausland müssen ein klares „Willkommen“ hören, um ihr Potenzial zu entfalten – und zwar unabhängig davon, ob sie wegen eines Studiums, eines Arbeitsaufenthalts oder als Flüchtlinge herkommen.
Internationale Startups: Hohe Qualifikation, viel Expertise
Denn blickt man genauer auf die internationalen Gründer:innen in Deutschland, entdeckt man ein hohes Potenzial: Wie der Migrant Founders Monitor 2022 zeigt, bringen internationale Entrepreneur:innen gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Startup-Gründung mit. Sie besitzen oft eine hohe Qualifikation und Expertise auf ihrem Gebiet. Fast zwei Drittel kamen durch ein Studium nach Deutschland, ganze 91 Prozent haben einen Hochschulabschluss – deutlich mehr als bei den Gründer:innen im Allgemeinen.
Innovative Startups sind oft internationale Teams
Internationale Startups stärken zudem Vielfalt, Innovation und Internationalität in der Wirtschaft. So kommt die Studie zum Schluss, dass internationale Gründende deutlich häufiger internationale Teams bevorzugen. Sie entwickeln besonders häufig Geschäftskonzepte, die auf Internationalisierung zielen und verfolgen insgesamt ambitioniertere Ziele als die Gesamtzahl der Gründer:innen. Deutlich häufiger haben Migrant Founders beispielsweise Exit-Ambitionen oder streben einen Börsengang an. Sie bewerten sich selbst als risikofreudiger, pflegen internationale Netzwerke, sprechen mehrere Sprachen und kennen Märkte und Geschäftspraktiken außerhalb Deutschlands.
Gründende mit Migrationserfahrung sind in Deutschland fast unsichtbar
All das spricht dafür, was Studien ohnehin schon belegt haben: Internationale Gründende sind High Potentials mit einem ausgeprägten Startup-Mindset. Sie könnten viel Innovation und Dynamik in die eher innovationsfaule Startup-Szene in Deutschland bringen. Länder wie die USA oder Kanada machen es längst vor: Dort sind Gründer:innen mit Migrationserfahrung aus vielen hochinnovativen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. In Deutschland hingegen waren Gründende mit Migrationserfahrung zuletzt an nur etwa 3 Prozent der innovativen, also auf Forschung und Entwicklung basierenden, Neugründungen beteiligt.
Bürokratie, Isolation und Rassismus
Das liegt auch daran, dass Migrant Founders in Deutschland vielen Hürden begegnen. Für manche Gründende aus dem Ausland sind die Anforderungen ohne Sprachkenntnisse kaum bewältigbar. Laut Startup-Monitor klagt zudem fast die Hälfte über Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung. Ein Drittel moniert mangelnde Netzwerke und Kooperationen. Fast ebenso viele stoßen auf bürokratische Hürden vor und nach ihrer Gründung. Und rund jeder dritte Gründende erfährt im Laufe der Gründungsaktivität Rassismus.
Das Potenzial internationaler Start-ups endlich heben
Hier sind Politik und Öffentlichkeit gefordert: Migrant Founders müssen mehr Unterstützung und Offenheit erfahren, so Ellen Bommersheim im RKW-Podcast. Die Kompass-Geschäftsführerin erläutert, was internationale Entrepreneur:innen wirklich brauchen. Und warum manche Anforderungen völlig überzogen sind. Kompass fördert internationale Startups und Gründer:innen mit Programmen wie „International Start Ups (ISU)“ und #gemeinsamdeins
In dem Podcast “Internationale Startups und Gründungen in Deutschland unterstützen”, gemeinsam mit dem RKW erzählt Geschäftsführerin der Kompass gGmbH Ellen Bommersheim, was sich in den letzten zwanzig Jahren in der Förderung von internationalen Startups und Gründungen in Deutschland verändert hat, warum es wichtig ist, auf die Potenziale zu schauen und das Mindset zu einer Willkommenseinstellung entwickelt werden muss. Außerdem erklärt sie uns, warum Startup-Förderung keine Einbahnstraße ist und stellt die Frage, ob Marc Zuckerberg ein B2-Zertifikat bräuchte, um hier zu gründen. Reinhören? Mehr dazu im Podcast!
Das RKW-Kompetenzzentrum in Frankfurt unterstützt internationale Gründungsinteressierte unter anderem mit einem praktischen Leitfaden in Deutsch und Englisch. Hier finden Gründer:innen aus dem Ausland Antworten auf rechtliche, bürokratische und kulturelle Fragen rund um eine Unternehmensgründung in Deutschland. Leitfaden „Einfach gründen in Deutschland“