DIGITALER MARKTPLATZ FÜR GEBRAUCHTE BAUMATERIALIEN
„Wir denken die Bauweise in Ecuador neu“, erklärt Juan David Alemán Barragán. „Wir bieten einen digitalen Marktplatz, auf dem Produkte aus der Baubranche – vor allem auch gebrauchte Baumaterialien – modern, effizient und umweltfreundlich vermarktet werden können.“ „Wir haben nach einer effektiven Lösung gesucht, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. In unseren Marktstudien haben wir uns auf Quito und Cuenca konzentriert, da wir hier das größte Anzahl an potentiellen Nutzer*innen sehen, aber die Plattform wird in ganz Ecuador verfügbar sein“, ergänzt Nicolas Neuenhofer. Cirve, so der Name, ist für die beiden Gründer weit mehr als nur ein digitaler Marktplatz. „Mit diesem Projekt konzentrieren wir uns stark auf die Schaffung von Arbeitsplätzen im Bausektor und beziehen gleichzeitig einen informellen sozialen Sektor mit ein, der dringend eine Schlüsselrolle spielen muss. Wir sind auf der Suche nach innovativen Wegen, um unser Nachhaltigkeitsdreieck ausgewogen zu gestalten“, ergänzt Juan David, der selbst in Ecuador aufgewachsen ist.
Gemeinsame Leidenschaft, unterschiedliche kulturelle Hintergründe
Das Gründer-Duo verbinden die Leidenschaft für ökologische Nachhaltigkeit und der Wunsch, einen sinnvollen Einfluss darauf zu nehmen. Die Themen Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft waren für die beiden die treibenden Kräfte, an der Vision festzuhalten. Juan David und Nicolas sind beides Umweltingenieure, die an der Technischen Universität Darmstadt studiert haben sowie im Ausland in Spanien, Italien und den Vereinigten Staaten. Beiden bringen ganz unterschiedliche kulturelle Hintergründe mit: Juan wuchs in Ecuador auf und kam für sein Universitätsstudium nach Deutschland. Nicolas wuchs in den USA auf, bevor er als Teenager nach Deutschland zog.
Potenzial der Wiederverwendung von Baustoffen nutzen
„Als Umweltingenieure haben wir die alarmierende Menge an Bauschutt erlebt, der auf Mülldeponien landet und erhebliche Umweltschäden verursacht“, erinnert sich Juan David. „Der Besuch in einem Berliner Café, wo ein Großteil der Innenausstattung aus wiederverwendeten Baumaterialien stammte, hat uns schließlich dazu inspiriert, die Herausforderung anzunehmen, einen Online-Marktplatz für gebrauchte Materialein zu schaffen – als Basis für eine nachhaltige Bauwirtschaft. „Da wir beide in Deutschland studiert haben, sind wir auch in den Kontakt gekommen mit Forschungsprojekten, die das Potenzial der Wiederverwendung von Baustoffen in Deutschland untersuchten“, ergänzt Nicolas. „Eine der größten Herausforderungen bei der weit verbreiteten Einführung wiederverwendeter Baumaterialien hier sind behördliche Auflagen, die es zwar aus guten Gründen gibt, aber letztendlich den Einsatz gebrauchter Baustoffe stark abbremst. Diese Vorschriften erschweren die Durchsetzung einer großflächigen Wiederverwendung in Deutschland erheblich.“ „In Ecuador hingegen sind die Regulierungspraktiken pragmatischer und umfassender und die Wiederverwendung von Baumaterialien wird begrüßt“, erklärt Juan David. „Daher verfolgen wir die Gründung unseres Unternehmens in Ecuador.“
Förderung der Kreislaufwirtschaft in Ecuador als Ziel
In Ecuador sind die Vorzeichen für einen Erfolg von Cirve gut. Mit der aufstrebenden Volkswirtschaft und der rasanten Stadtentwicklung steigt die Nachfrage nach Neubauten. Da der Bau häufig mit einem Abriss verbunden ist, werden derzeit hohe Mengen an Bau- und Baumaterialabfällen auf Mülldeponien entsorgt. „Mit unserem Online-Marktplatz schließen wir gleich mehrere Lücken: Wir reduzieren die anhaltend hohen Abfallströme, die Auswirkungen auf die Umwelt haben. Wir bieten Baumaterialien zu wettbewerbsfähigen Preisen und fördern so die Kosteneffizienz von Bauprojekten. Wir unterstützen die Kreislaufwirtschaft und tragen zur Nachhaltigkeit bei, indem wir den Lebenszyklus von Materialien verlängern, Abfall reduzieren und natürlich Ressourcen schonen.“ Außerdem will das Gründer-Team das Bewusstsein für die Gemeinschaft und die Zusammenarbeit im Bausektor stärken. Cirve soll kleine Unternehmen und Einzelpersonen mit größeren Unternehmen in Kontakt bringen und auf diese Weise ein nachhaltigeres und vernetztes Bau-Ökosystem fördern.
Unterstützung auf Weg zur Umsetzung der Vision
Auf dem Weg, die Vision und das Konzept Cirve in die Tat umzusetzen, bekommt das Gründer-Duo Unterstützung im Rahmen des Programms Migration entwicklungspolitisch gestalten (MEG). Dieses Programm, im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt Partnerländer dabei, die Vorteile der regulären Migration und das Engagement der Diaspora für eine nachhaltige Entwicklung zu nutzen. Es trägt zur Umsetzung des GCM bei und ist Teil eines umfassenden Ansatzes zu Migration und Entwicklung. Umgesetzt wird das Programm von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH mit der Unterstützung von Kompass Frankfurt. Das Gründungszentrum stand dem Gründer-Duo tatkräftig zur Seite und hat insbesondere bei der Entwicklung einer „Corporate Identity“ und bei Ideen für eine Marketingstrategie unterstützt. Die Umsetzung ist für 2025 geplant, wenn Cirve öffentlich gemacht werden soll.
Juan David Alemán Barragán und Nicolas Neuenhofer.